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Ägypten Tipps und Ausflüge
Islamisches Ägypten






Der Islam ist die vorherrschende Religion Ägyptens, mit rund 80 Millionen Muslimen, die in 2010 94,7% der Bevölkerung ausmachten. Nahezu alle der ägyptischen Muslime sind Sunniten. Der Islam ist seit 1980 als Staatsreligion anerkannt. Vor der Invasion Napoleons im Jahre 1798 waren nahezu die gesamten ägyptischen Belange, wie zB. Erziehung, Gerichtsbarkeit, Gesundheitswesen und Sozialfürsorge in der Hand religiöser Funktionäre. Ottomanische Regeln beeinflussten die öffentliche und politische Rolle der Ulama (religiöse Gelehrte), wie die mamelukischen Regeln es vor den Osmanischen taten, denn der Islam war die Staatsreligion, und politische Unterteilungen basierten auf religiösen Unterteilungen. Während des 19. und 20. Jahrhunderts unternahmen die nachfolgenden Regierungen ausgedehnte Anstrengungen, die Rolle der Ulama im öffentlichen Leben zu reglementieren und religiöse Institutionen unter strengere staatliche Kontrolle zu bringen. Nach der ägyptischen Revolution von 1952 übernahm die Regierung die Verantwortlichkeit, Beamten für die Moscheen und religiösen Schulen einzusetzen. Die Regierung bestimmte von 1961 an, die Universität von Al-Azhar zu reformieren. Diese Reformen erlaubten es, Abteilungsleiter von außerhalb der ausgebildeten orthodoxen Ulama zu ernennen.
Geschichte:
Im späten 10. Jahrhundert ernannte das Shia Ismaili Kalifat der Fatimiden Ägypten zu ihrem Zentrum und Kairo zu ihrer Hauptstadt. Ägypten blühte auf und die Fatimiden entwickelten ein ausgedehntes Handelsnetzwerk in Richtung des Mittelmeeres und des Indischen Ozeans. Ihr Handel und ihre diplomatischen Verbindungen weiteten sich bis nach China und die Song-Dynastie aus, was eventuell die wirtschaftliche Richtung während des Hochmittelalters bestimmte. Viele Spuren der fatimitdischen Architektur existieren noch im heutigen Kairo, das bezeichnendste Beispiel dafür beinhaltet die Al Azhar Universität und die Al Hakim Moschee. Der fatimidische Palast in Kairo hatte zwei Teile. Er stand im Bereich des Khan El Khalili bei der Bin El-Qasryn-Straße. Im frühen 20. Jahrhundert war der ägyptische Islam eine komplexe und vielfältige Religion. Wenn auch die Muslime den grundsätzlichen Lehren des Glaubens zustimmten, so integrierten die verschiedenen sozialen Schichten des Landes den Islam unterschiedlich in ihr tägliches Leben. Die gebildeten Theologen der Al Azhar Universität lehnten generell die Version, welche von den ungebildeten religiösen Predigern und Bauern auf dem Lande praktiziert wurde, ab. Die meisten der Ober- und Mittelschict-Muslimen glaubten entweder, dass deren religiöse Ausrichtung eine private Angelegenheit für Jeden sei, oder aber, dass der Islam eine stärkere Rolle im öffentlichen Leben einnehmen sollte. Islamische religiöse wiederbelebungs-Bewegungen, die über die Klassengrenzen hinaus reichten, waren in fast allen Städten und Dörfern gegenwärtig.
Islam und Staat:
Muhammad Ali, der in Ägypten im frühen 18. Jahrhundert an die Macht kam, verstaatlichte alles Land, eingeschlossen hunderte von Hektar Land, welches zur Al Azhar Moschee gehörte, und stellte die Gründung dieser Institution unter staatliche Kontrolle. Dies führte zum Ende der politischen Unabhängigkeit der Ulama. Awqaf, traditionell unabhängige Stiftungen für Moscheen und islamische Schulen, wurden zum Regierungsministerium. Im Jahre 1961 machte Gamal Abdel Nasser Al Azhar zu einem Teil des Awqaf, oder der religiösen Stiftung. Er ernannte ebenso den 'Grand Sheikh' zum bevorrechtigten des ägyptischen Präsidenten, und ebenso folgte die Ernennung anderer Minister. Beizeiten wurde die Schule verantwortlich für die Zuordnung von Imams zu allen großen Moscheen, und all diesen Imams wurde ein Schulabschluss abverlangt.
Der Islam hat seine eigenen Regeln und Gesetze, wie in jeder anderen Religion auch. Die Aussage des Islam sind die vier 'Lillar' des Glaubens.
Im Islam ist der Freitag der heilige Tag der Gottesverehrung. Jedes Jahr feiern die Muslime den Heiligen Monat des Ramadan. In diesem Monat ist es verboten, am Tage zu essen, zu trinken, zu rauchen, und körperlichen Kontakt zu haben, und dies bis zum Sonnenuntergang.
Der moderne Glaube
Moderner Islam basiert meistenteils auf mündliche Überlieferung. Imams mit nahezu keiner schulischen Ausbildung prägen sich den ganzen Qu'ran ein und rezitieren engsprechende Verse bei religiösen Gelegenheiten. Sie erzählen auch religiöse Geshcichten bei Dorffesten und Gedenkfeiern, die zum Erwachsenwerden gehören. Vorbestimmung spielt eine bedeutende Rolle im modernen Islam. Dieses Konzept beinhaltet, dass alles, was passiert, der Wille Gottes ist, und den Glauben daran, dass der Versuch, Missgeschicke zu vermeiden, unnütz ist, und nur größeres Leid hervorruft. Die Offenbarung Gottes im Qur'an ist die Basis des Monotheismus, verschmolzen mit einem Glauben an Engel und Dschinn (Geister). Modernere Islam variiert von formlosen Gebets-Sitzungen oder Qur'an-Studien in organisierten Kulten oder Orden. Wegen der verbreiteten geschlechtlichen Trennung der ägyptischen islamischen Gesellschaft üben Männer und Frauen ihre Religion auf verschieden Arten aus. Ein verbreiteter weiblicher religiöser Brauch ist das 'Zàr', eine Zeremonie, um Geister, die von ihnen Besitz ergriffen haben, zu besänftigen. Frauen werden speziell dafür von ihren Müttern oder anderen Frauen in Zàr-Beschwörung unterwiesen, um diese Zeremonien abzuhalten. Ein Zár-Beschwörer hält wöchentliche Treffen ab und setzt dazu Musik und Tanz ein, um bei besessenen Frauen ekstatische Trance-Zustände herbeizuführen. Reiche Frauen zahlen dafür, um private Zàrs in ihren Häusern abzuhalten, diese Zàrs sind aufwändiger als die Öffentlichen, dauern einige Tage und beinhalten manchmal auch Anstrengungen, Geister auszutreiben. Jedoch, einstmals verbreitet, wird das Zàr heutzutage wenig durchgeführt, da es als religiöse Ketzerei bezeichnet wird. Es gibt mehr als 45 Millionen 35-Jährige oder jüngere Einwohner. Der Einfluss der 'digitalen Jugendkultur' wird auch bei Predigern, wie zB. dem sehr berühmten Arm Khaled, beobachtet, der eine 'disziplinierte Sicht auf das Leben, die Angelegenheiten und Probleme der oberen Mittelschicht' bewahren will, 'ein angenehmes Leben führen' befürwortet, mit Jugendlichen über 'sich Gott nähern ohne seine Gewohnheiten zu ändern' spricht, sich für den 'Hijab' einsetze, während er 'über Dating und flirten' witzelt. Die jungen 'Sheikh' verbreiten ihre Predigten über das Internet, über private Satellitenkanäle und in Sportvereinen, außerhalb der Kontrolle von Al-Azhar und des Landes.
Ulama:
Orthodoxe Ulama, oder 'die religiöse Einrichtung' fanden sich in einer schwierigen Position während der Welle des islamischen Aktivismus, die in den Siebzigern und Achtzigern durch Ägypten schwappte. Die meisten Ulama, eingeschlossen die der Al-Azhar-Universität, sind Angestellte des ägyptischen Staates, welcher 'die Vormachtstellung des Regimes erkannte, seine Stabilität unterstützte und seinen Grundsatz legitimierte'. Radikale Islamisten sahen sie als Marionetten des Ist-Zustandes. Um ihren Einfluss auf das Land beizubehalten, unterstützten die Ulama einen eher konservativen Standpunkt. Nach 1974 zum Beispiel haben viele Al-Azhar-Ulama, die Familienplanungs-Initiativen in den 1960ern hinnahmen, öffentlich die Bemühungen der Regierung zur Bevölkerungskontrolle kritisiert. Die Ulama unterstützten Bewegungen, die Rechtsprechung des Landes der islamischen Lehre anzupassen. Sie blieben nichtsdestotrotz verhältnismäßig moderat, waren größtenteils der Regierung ergeben, und verurteilten die Gewalt von radikal-islamischen Gruppierungen. Außer den staatlichen Moscheen gibt es mehr als 40.000 unabhängigge Moscheen in ganz Ägypten.
Die ägyptischen Muslime glauben, dass der Islam jemandes Beziehung zu Gott, zu anderen Muslimen und zu Nicht-Muslimen definiert. Einige fromme Muslime glauben, dass es keine Gegensätzlichkeiten zwischen dem Geistlichen und dem Weltlichen geben kann. Viele Muslime sagen, dass die ägyptische Regierung seit den frühen zwanziger Jahren weltlich und sogar anti-religiös gerichtet sei. Politisch organisierte Muslime, die versuchen, das Land von seinen weltlichen Politiken zu reinigen, werden als 'Islamisten' bezeichnet. Ägyptens weitgehend ungebildete städtische und ländliche Bevölkerung sind dem Islam sehr ergeben, aber ihnen mangelt es an einem umfassenden religiösen Kenntnis. Selbst dörfliche 'religiöse Führer' haben oftmals nur unzureichendes Wissen des Islam. Der typische Dorf-Imam oder Vorbeter hat bestenfalls ein paar Jahre Schulbildung, seine Gelehrten-Arbeit war darauf beschränkt, Gebete und Predigten vorzulesen, die von jemand Anderem verfasst wurde, und darauf, Auszüge des Qur'an auswendig zu lernen. Volkstümliche Religion beinhaltet eine Vielzahl unorthodoxer Praktiken, wie zum Beispiel Heiligenverehrung, Zuflucht in Zaubersprüchen und Amuletten, und den Glauben an den Einfluss von bösen Geistern.
Eins der islamischen Gesetze:
Bezugnehmend auf ein Gesetzt aus dem Jahre 1995 basiert die Anwendung des Familienrechtes, beinhaltend auch Heirat, Scheidung, Alimente, Kinder-Sorgerecht, Erbrecht und Beerdigungen, auf jedermanns persönlicher Religion. In der Ausübung des Familienrechtes erkennt der Staat nur die drei 'himmlischen Religionen' an: Islam, Christentum und Judentum. Muslimische Familien sind dem Familienstand unterworfen, welcher sich auf die Shari'a (islamisches Recht) bezieht. Christliche Familien unterliegen dem kanonischen Recht, und jüdische Familien dem jüdischen Recht. Im Falle eines familiären Disputes, welcher eine Heirat zwischen einer christlichen Frau und einem muslimischen Mann beinhalten, findet das Familienrecht Anwendung. Nach islamischem Recht müssen nicht-muslimische Männer zum Islam konvertieren, um eine muslimische Frau zu heiraten. Christinnen und Jüdinnen müssen nicht konvertieren, um einen muslimischen Mann zum heiraten. Muslimischen Frauen ist es verboten, Christen zu heiraten.
Muslimische Erbinnen bekommen die Hälfte der Hinterlassenschaft dessen, was männliche Erben erhalten. während christlichen Witwen gar keine Hinterlassenschaft zusteht. Eine unverheiratet Alleinerbin bekommt die hälfte des elterlichen Besitzes, die andere Hälfte geht an den nächsten männlichen Verwandten. Ein männlicher Alleinerbe bekommt die ganze Hinterlassenschaft seiner Eltern. Männliche Muslime müssen einem hohen sozialen Druck standhalten, um allen Familienmitgliedern, die Unterstützung benötigen, gerecht zu werden, wenngleich auch diese Unterstützung nicht immer bereitgestellt wird. Im Januar 2000 verabschiedete das Parlament ein neues Familienrecht, welches muslimischen Frauen die Scheidung ohne Einverständnis des Ehemannes erleichtern soll, indem sie auf Unterhalt verzichtet und ihre Mitgift zurückgibt. Gleichwohl, eine frühere Regelung des Gesetzesentwurfes, die es Frauen leichter machte, ohne das Einverständnis ihres Mannes zu reisen, wurde abgelehnt.
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